Das Kirchengebäude
Die Saalkirche im Stil der deutschen Renaissance mit Elementen des Jugendstils wurde durch eine Stiftung des Fabrikanten Max Eugen Hauschild nach Plänen von Rudolf Schilling und Julius Gräbner errichtet.
Das Äußere trägt in geschickter Weise dem ländlichen Charakter und dem Standort am Berghang Rechnung (Freitreppe und seitliche Stellung des Turmes). Der verputzte Bruchsteinbau besitzt einen eigezogenen Chor mit 3/8-Schluss und Strebepfeilern. An der Chorsüdseite befindet sich die Sakristei, ebenfalls mit 3/8-Schluss und an der Nordseite der sogenannte Taufraum. Daneben schließt sich der Turm an. Zu diesem führt einen hölzerne Außentreppe. Den Abschluß des Turmes bildet die Haube und Laterne mit hoher Spitze.
Am nördlichen Treppenturm ist ein flaches Relief des guten Hirten angebracht. Turm und Kirche besitzen ein Kupferdach.
Die Kirchenglocken
Zurzeit befindet sich das dritte Geläut auf dem Kirchturm. Das erste bronzene Glockengeläut mit dem schmiedeeisernen Glockenstuhle lieferte die Firma Bierling aus Dreden. Es hatte ein Gewicht von über 3000 kg. Das Geläut der beiden großen Glocken wurde auf Befehl der Nazis im 1. Weltkrieg entfernt und zum Einschmelzen abtransportiert. Auf Antrag des Kirchenvorstandes wurde genehmigt, dass die kleine Glocke mit 440 kg „gemäß § 9 der Bekanntmachung M.1./1.17K.R.A. vom 1.März 1917 von der Enteignung und Ablieferung vorläufig auf jederzeitigen Widerruf zurückgestellt worden ist.“ So blieb die kleine Glocke der Gemeinde erhalten.
Das zweite Glockengeläut wurde nach dem Krieg, 1925, von Herrn Max Hauschild gestiftet. Dieses zweite Bronzegeläut wurde im 2. Weltkrieg für den totalen Krieg und Hitlers Endsieg eingeschmolzen. Zu diesem Zweck wurde übrigens auch das Kupfer vom Dach genommen.
Im Jahre 1963 wurden drei neue Stahlglocken aus Spenden der Gemeindeglieder angeschafft und dem Dienst der Gemeinde geweiht. So erhielt am 12.08.1963 die Kirche in Hohenfichte drei neue Stahlglocken.
Der Kircheninnenraum
Wenn wir unsere Kirche betreten, empfängt uns eine ganz eigene Atmosphäre. Unsere Kirche strahlt Freundlichkeit aus, hier hat Böses keinen Platz. Die Erbauer (ein junger Architekt Rudolf Schilling und sein Partner Julius Gräbner) haben das Gebäude zum Leben erweckt und ihm seine einzigartige Ausstrahlung verliehen. Das Innere der Kirche macht bei aller Schlichtheit einen äußerst wohltuenden und erhebenden Eindruck. Das Innere ist geprägt vom offenen Dachstuhl mit Hängezapfen, geschwungenen Verstrebungen und Zugankern mit Engelsköpfen (oder auch als Kindergesichter zu deuten). Die außerordentliche günstige Akustik dürfte hauptsächlich durch diese hohe Holzdecke erreicht worden sein.
Das Kircheninnere zeigt eine hervorragende, einheitliche Ausstattung in Neurenaissance und frühen Jugendstilformen mit Alter, Kanzel, Orgelprospekt und Gestühl.
Die eingeschossigen Emporen an der Nord und Ostseite auf gedrungenen Säulen besitzen Sandsteinbrüstungen mit flachem Relief. An der Empore der Nordseite ziert die Sandsteinbrüstung 2 Engel, die eine Kartusche mit dem Bibelspruch „Selig sind – die Gottes Wort hören und bewahren“ tragen. An der Empore der Ostseite (auf der sich jetzt die Orgel befindet) sind ebenfalls wieder zwei Engel zu sehen. Sie tragen den Bibelspruch „Danket dem Herren, er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“. Nur an der nordwestlichen ehemaligen Orgelempore befinden sich Holzbrüstungen mit gekuppelten Rundbögen. Als Verzierung befinden sich an dieser Seite der Brüstung Weinranken in flachem Stuckrelief.
Ein großer Deckenleuchter hängt mittig im Kirchenschiff und kleine Leuchter befinden sich an den Seiten. Wenn die Kerzen angezündet sind, erstrahlt der gesamte Raum im festlichen Licht.
Der Altar
Der geschnitzte Altar ist aus Eiche. Stilgeschichtlich ist er sehr interessant, denn er zeigt Übersteigerungen von Renaissancemotiven, die fast schon wie Jugendstil wirken.
Das Altarbild: Jesus segnet die Kinder
Das Altarbild ist ein wertvolles Kunstwerk. Es wurde von Herrn Geheimer Kommerzienrat Max E. Hauschild zur Weihe der Kirche 1896 gestiftet. Es ist von Matthias Schmid aus München und zeigt Christus mit den Kindern.
Die Kanzel
Die reich geschnitzte polygonale Kanzel steht ebenfalls auf einer gedrungenen Sandsteinsäule. Sie zeigt im Korbbereich Muschel und Blattmotive, Engelköpfe (oder Kinderköpfe), Blattmasken und Hängezapfen.
Das Taufbecken
Im nordwestlichen Teil der Kirche, in einem kleinen separaten Raum, dem so genannten Taufraum befindet sich der Taufstein. Es ist ein polygonales Taufbecken aus Sandstein auf bauchiger Säule. Auch hier wiederholen sich die Motive, die wir schon an anderen Stellen im Kircheninneren bewundert haben. Es ist reich verziert mit Muschel und Blattmotiven, Engelsköpfen (Kinderköpfen), Blattmasken und Hängezapfen.
Die Kirche in Hohenfichte
Die Orgel in Hohenfichte
Die Orgel entstand im 19. Jahrhundert – der Epoche der Romantik, d.h. der Stil der Orgel wird vom romantischen Orchesterklang beeinflusst. 1896 wurde die Orgel von den Gebrüdern Bruno und Emil Jehmlich als frühromantisches Werk mit 22 Registern verteilt auf 2 Manuale und Pedale mit pneumatischen Kegelladen erbaut und auf der Seitenempore der Kirche aufgestellt. Die Orgel ist damit in der historisch sehr interessanten Epoche beim Übergang von den mechanischen Instrumenten zu den pneumatischen entstanden.
In dieser Entstehungszeit der Orgel wurde auch die markante Klangveränderung von dem bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts prägenden klassischen barocken Klangstil zum allmählichen Übergang der romantischen Orgel wirksam.
1940 wurde die Orgel von der gleichen Firma Gebrüder Jehmlich auf die Mittelempore der Kirche umgesetzt und neu aufgestellt. Das Wesentliche der Orgel blieb erhalten; ein großer Teil der alten Register, die Windladen und das schön gestaltete Orgelgehäuse wurden wieder verwendet. Die Orgel wurde auf 29 Register erweitert. Die ursprünglich mechanischen Kegelladen des I. Manuals und Pedals wurden mit Membranleisten versehen und so pneumatisch umgebaut. Die Seyfertsche Membranlade des II. Manuals wurde geteilt, auf Sturz aufgestellt und mit Zusatzladen ergänzt. Die pneumatische Traktur basiert auf dem Wechselwindsystem.
Der Spieltisch, welcher 1940 ebenfalls mit erneuert wurde, steht mittig freistehend mit Blickrichtung zur Orgel. Schon optisch zeigt das Gehäuse des Werkes im Jugendstil gehalten, eine beeindruckende Einheit zu Altar und Kanzel. Von der Disposition her zeigt sich das Werk als eine große Orgel, auf der man ein weites Spektrum der Orgelmusik darstellen kann, in gewichtiger und eindrucksvoller Form. Nach der Umsetzung 1940 auf die Mittelempore wurden fast keine Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten mehr ausgeführt. Die Orgel befand sich schon einige Jahre in einem sehr schlechten Zustand und war schwer spielbar. Es war Zeit für eine Generalüberholung.
Der Beschluss: „Die Restaurierung der Orgel wird in Angriff genommen.“, wurde 2010 gefasst! Ohne zu wissen, ob die Gelder (50.000,00 EUR) jemals zusammenkommen, wurde die Orgelbaufirma Georg Wünning aus Großolbersdorf am 21.07.2011 beauftragt, unsere Orgel wieder in einen spielbaren Zustand zu bringen. Innerhalb von 7 Monaten wurden von der Orgelbaufirma Wünning zahlreiche Arbeiten ausgeführt.
Im Rahmen der Arbeiten wurden originale Register wieder klanglich auf ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Dadurch ist jetzt wieder die typische deutsch-romantische Klangwelt am Instrument in unserer Kirche hörbar. Klanglich wirkt das Instrument im großen, architektonisch sehr beeindruckenden und für Orgelmusik akustisch sehr günstig ausgestatteten Kirchenraum sehr schön.
Unsere rekonstruierte Orgel erklang zum Festgottesdienst am 30.09.2012 und beeindruckte alle Besucher.