Zur Geschichte

Um das Jahr 1000 war das Gebiet um Lichtenau vermutlich mit dichtem Urwald bedeckt, durch den die Zschopau floss. Gegen 1150 kamen die ersten Ansiedler aus westlicher Richtung, die begannen den Urwald zu lichten und ein Dorf anzulegen. Wahrscheinlich entstand recht schnell eine Holzkapelle, die von den Chemnitzer Barfüßermönchen versorgt wurde. Um 1350 gab es wahrscheinlich eine Pfarrstelle, denn in einer Urkunde des Markgrafen Friedrich III des Strengen hatte Johann von Auerswalde das Patronatsrecht (= das Recht einen Pfarrer zu berufen) über Lichtenau sowie über Ebershain, das im Holzbachtal lag und später Wüstung wurde. Auch in Merzdorf soll eine Kapelle / Martinskapelle – gestanden haben. Das Patronatsrecht ging später auf Lichtenwalde über. Lichtenau gehörte um 1400 zum Amt Rochlitz und kirchlich zur Propstei Zschillen (Wechselburg), damit zum Bistum Meißen. 1537 wurde die Gemeinde reformiert, da Herzogin Elisabeth mit Witwensitz Rochlitz, zu dem Niederlichtenau gehörte, evangelisch gesinnt war. Der erste Pfarrer nach Einführung der Reformation war Kaspar Leuthold aus Penig. Das älteste Kirchenbuch stammt aus dem Jahre 1586. 1604 wurde die Kirche nach Westen hin erweitert. (Die am Westgiebel einst befindliche Jahreszahl ist wie die Zahl „1746“ verschwunden.) In der Sakristei und im Altarraum lassen sich die alten Bestandteile erkennen. Die Kanzel stand damals auf einem Stück der alten Kirchenmauer. Eine spitzbogige Tür führte von der Sakristei in den Kirchenraum. 1746-1754 erhielt die Kirche ihre jetzige Gestalt.

   Kirche Niederlichtenau

Altar

Über den Altar gibt es nur sehr spärliche Informationen. Er wurde etwa Anfang des 17. Jahrhunderts geschaffen. Der Künstler ist nicht eindeutig bekannt. Kunsthistoriker vermuten auf Grund der Ähnlichkeit zu einem Altar in Breslau, dass es sich um denselben Künstler handeln könnte – um Michael Hegewald, ein bekannter Bildhauer und ehemaliger Mitarbeiter der Freiberger Domhütte. Der Altar besteht aus Sandstein. Von kulturhistorischer Bedeutung ist sein Aufbau – vier Säulen in ionischer Ordnung. In reicher Formensprache zeigt er im unteren Teil des Aufsatzes die Einsetzung des Abendmahls, darüber die Kreuzigung, die Auferstehung und die Himmelfahrt. Einst befanden sich zwei Emporen hinter dem Altar. Die Altarspitze steckte mit in der oberen Empore und kam nicht richtig zur Geltung. Erst seit dem großen Innenumbau im Jahre 1961 steht der Altar so frei, wie er heute zu sehen ist.

   Kirche Niederlichtenau Altar

Kanzel

Ein Teil der Kanzel entstand 1615 im Renaissancestil – wie an Hand der seitlichen Inschrift „M.B. 1615“ zu vermuten ist. Sollte das „B“ eigentlich ein „H“ sein, könnten die Initialen auf die Arbeit des bekannten Freiberger Bildhauer Michael Hegewald hinweisen. Vermutlich stammen die Bildplatten etwa aus der Zeit um 1550. Die Kanzel besteht aus Sandstein. Die Reliefs der Brüstung zeigen den Kreuz tragenden Christus und Johannes den Täufer, die Ausgießung des Heiligen Geistes und die vier Evangelisten: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes – mit den Symbolen: Engel, Löwe, Stier und Adler – wie sie auch bei den Figuren an der Empore wiederkehren. Die Kanzel wird von der steinernen Figur des Mose mit den „Gesetztafeln in hebräischer Schrift“ getragen. In neueren Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Kanzel aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt wurde, deren Ursprung und Entstehung noch immer unbekannt sind. – 1884 Restaurierung durch die Chemnitzer Fa. Hübsch und Lehmann. Die Kanzel befand sich bis zum großen Innenumbau 1961 dicht vor den ersten Bänken und war in einem unförmigen Mauerblock eingebettet. Vor ihr stand ein eiserner Ofen mit langem Ofenrohr - bis zum Schornstein. Außerdem versperrten die Säulen, welche die Emporen trugen, von zahlreichen Plätzen aus, den Blick zur Kanzel. Beim Umbau 1961 wurde die Kanzel aus dem Mauersockel herausgelöst und in ihren einzelnen Bestandteilen gelagert. Nach eingehender Beratung mit Baurat Dr. Laudeley/Chem. wurde sie im Altarraum dicht an der Fensterwand wieder errichtet, damit diagonal in südöstlicher Richtung zurückversetzt und um etwa 45° gedreht.

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Orgel

Nachweislich wurde 1851 eine Orgel von Erler eingebaut, die leider nie richtig funktionierte. So entschloss man sich 1891 die Orgel abzureißen. Es wurde eine neue Orgel mit 14 Registern auf zwei Manualen bei der Fa. Schmeißer in Rochlitz in Auftrag gegeben. 1961 wurde der bis dahin neugotische Orgelprospekt abgebrochen und durch schlichte Rahmen um die Pfeilerfelder ersetzt. Der Aufgang von der Orgelempore zum Turm wurde zeitgleich, nach Wegfall der 2. Empore, als Wendeltreppe mit Podest und Geländer neu gestaltet. Die Orgel wurde inzwischen von der Fa. Schmeißer/Rochlitz zum Teil ausgebaut und in der Werkstatt überholt. Drei Orgelbauer waren mit dem Wiederaufbau der Pfeifen, nach gründlicher Reinigung und Imprägnierung gegen Holzwurmbefall, beschäftigt. Zwei Register wurden ganz (Rohrflöte 4´, 1 1/3´, 1´) eins teilweise erneuert (Quintade 8´). 1984 mußte die Orgel für die Turmsanierung aus- und später wieder eingebaut werden. 1988 wurde das Orgelinnere überholt – ein Register wurde erneuert. – Ped. Choralflöte 4´ Ausführende Orgelfirma: Wünsing. Schon zu diesem Zeitpunkt stand fest, dass noch zwei weitere Register in Kürze ausgetauscht werden müssten. 2020 fand im Rahmen von Renovierungsarbeiten eine grundlegende Sanierung und Säuberung der Orgel statt.

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