Kirche Kleinhartmannsdorf
In der Brander Chronik von 1150 finden sich Hinweise auf die Vergabe von Lehen an die Gebrüder Hartmann. Von ihnen wurden die Dörfer Großhartmannsdorf, Hartmannsdorf und Kleinhartmannsdorf im Zuge der deutschen Ostkolonisation gegründet.
Wann die Kleinhartmannsdorfer Kirche erbaut wurde liegt im Dunkeln der Geschichte. Sie zählt zu den spätgotischen Dorfkirchen Sachsens (1450-1540). In einer alten Urkunde vom 21. März 1376 ist bezeugt, dass der Abt des Chemnitzer Benediktinerklosters (heute Schloßbergmuseum) Kleinhartmannsdorf an den Markgrafen Wilhelm von Meißen verkaufte. Vielleicht hatte Kleinhartmannsdorf zu dieser Zeit schon eine Kapelle.
Ob Kleinhartmannsdorf jemals einen eigenen Pfarrer hatte ist ungewiss. Seit 1539 (Einführung der Reformation im hiesigen Gebiet) ist es als Filialgemeinde von Eppendorf belegt. Aus vorreformatorischer Zeit stammt eine kleine Skulptur (Anna Selbdritt) im Chorraum. Sie wird dem Meister des Freiberger Domapostels, Philip Koch zugeschrieben (um 1510).
Der jeweilige Pfarrer von Eppendorf war für Gottesdienste und kirchliches Leben in der Nachbargemeinde mit zuständig. Beide Orte mussten für seinen Lebensunterhalt aufkommen. Dieser bestand in der Bereitstellung von Wiese und Ackerland und im Gewähren von Rechten (z.B. Fischen im Dorfbach). Kleinhartmannsdorf war wahrscheinlich eine arme Gemeinde.
Die Kirche selbst hat im Chor gotische Spitzbogenfenster. Sie ist kein Prunkbau, sondern eher ein solide errichteter Zweckbau aus Feldsteinen mit einem kleinen Dachreiter als Turm. In manchem erinnert sie an eine Wehrkirche, wie sie im Erzgebirge an anderen Stellen vorkommen. So sind die Mauern 150 cm dick.
Der Turm (aus dem Jahr 1783 und das Dach waren bis 1864/65 mit Holzschindeln gedeckt, seitdem mit Naturschießer. Die Turmuhr wurde 1851 von Gottlieb Weyrauch gebaut. Um 1700 bekam die Kirche ein Gestühl. Es ist im hinteren Teil der Kirche noch original erhalten und lässt vermuten, dass die Menschen früher sehr viel kleiner waren als heute. Viele Einrichtungsgegenstände in der Kirche wurden gestiftet. So z.B. der Kanzelaltar von Erbrichter Fuchß 1733 und der Taufstein von Traugott Franke 1822. Im Altarraum befindet sich noch ein Kirchenvaterstuhl (nicht zu verwechseln mit einem Beichtstuhl). Er wurde 1692 vom Vater des Altarstifters, dem Erbrichter Fuchß, gestiftet und zeit auffallendes Rankenwerk.
Als bei der Neugestaltung des Altarplatzes in den 1980er Jahren die Fußbodenplatten entfernt wurden fand man eine Flasche mit einem Papier im Inneren. Darauf war zu lesen, dass vor 1880 bei der Renovierung der Kirche an dieser Stelle die Gruft des im April 1746 in der Kirche beigesetzten Pfarrers Karl Gotthelf Sachß geöffnet wurde. 1980 wurde die Gruft noch einmal geöffnet. Neben der Tür zur Sakristei steht noch heute der Denkstein von Pfarrer Sachß. Ihm ist zu entnehmen, dass er 1701 geworden wurde und 1731 die Nachfolge seines Vaters antrat, der ebenfalls Pfarrer in Eppendorf war. „Er führte sein Amt treu und fleißig, zuletzt aber in großer Leibes Schwachheit.“ Er starb im Alter von 44 Jahren.
Über der Sakristei befindet sich die nur von außen zugängliche Erbrichterloge. Sie war 1731 ausgebaut worden, vorher wurde sie vom Schul- und Orgelchor genutzt. In den 1980 Jahren erfolgte eine umfassende Restaurierung der Kirche: neue Bänke wurden angeschafft, der Fußboden erneuert. Beim Entfernen alter Farbschichten auf den Emporen kamen Bilder zu Vorschein, die man heute noch sehen kann. Sie sind im erzgebirgischen Raum einzigartig und geben dem heutigen Betrachter Rätsel auf. Bis heute konnten die figürlichen und heraldischen Darstellungen nicht entschlüsselt werden. So bleibt wohl vieles in der Kleinhartmannsdorfer Kirche im Dunkel der Geschichte.