Stadtkirche Oederan

Zur Ruhe kommen, Stille erfahren, eine Kerze anzünden, Beten – die offene Stadtkirche ist ein guter Ort dafür. Sie ist von Ostern bis Oktober täglich von 10 -17 Uhr geöffnet. In der Kirche gibt es vielfältige Informationen zum Kirchengebäude und zur Silbermannorgel von 1727. Für Führungen wenden Sie sich bitte an das Pfarramt.

 

Hier finden Sie einen 360°-Rundgang
durch die Oederaner Kirche

Zur Geschichte der Stadtkirche Oederan

Die Kirche im Zentrum der Stadt überragt mit ihrem 63 Meter hohen Kirchturm weithin sichtbar die Dächer der Altstadt. Ihre Geschichte reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Der mächtige Unterbau des Turmes weist auf die frühe Erbauungszeit hin. Größe und Form in ihrer heutigen Gestalt erhielt die Kirche um das Jahr 1500; Fertigstellung wahrscheinlich 1492. Der barocke Turmaufbau stammt aus dem Jahr 1725.

Über dem Hauptportal erinnert die Jahreszahl 1891 an die neugotische Um- und Neugestaltung. Unter der Leitung des Dresdner Architekten Christian Schramm erhielt die gotische Kirche ihr heutiges Aussehen. Betreten wir den Kirchenraum, so beeindrucken Größe, Schlichtheit, eine klare Gliederung, aber auch die dominierende und Wärme ausstrahlende Holzgestaltung aus dieser Zeit. Das Kirchenschiff wird überspannt von einer kunstvoll getäfelten Holzdecke, der Chorraum in einer Höhe von 13 Metern von einem gotischen Rippengewölbe.

Licht strahlt durch zahlreiche große Fenster, farblich gestaltet und in Blei gefaßt 1891 von Bruno Urban in Dresden. Das mittlere Altarfenster zeigt in prächtiger Glasmalerei die Auferstehung Jesu, die vier Seitenfenster im Chorraum leuchten in ornamentaler Glasmalerei. In den letzten Jahren wurden alle Fenster von der Schwarzenberger GLASKUNST-Firma Buhlig restauriert. Der neugotische Altar mit reich geschnitztem Maßwerk und plastischen Darstellungen der Abendmahlsszene, des gekreuzigten Christus darüber, der Maria und des Johannes, sowie zweier Posaune blasender Engel ist ein hervorragendes Kunstwerk des aus Oederan stammenden und in Leipzig wirkenden Kunsttischlers Carl Förster. Die Kanzel links im Triumphbogen, auf einer Porphyrsäule thronend, stammt gleichfalls von ihm. Das lebensgroße Kruzifix auf der rechten Seite ist eine Darstellung aus dem 17. Jahrhundert. Das Auferstehungsgemälde gegenüber ist das Hauptbild des früheren großen Barockaltares. Der Taufstein vor der Taufkapelle war 1721 ein Geschenk des Hofrates Friedrich von Schönberg aus Bömichen. An dessen Familie erinnert die rechte Loge, auch Betstube oder Kapelle genannt. Das Wappen über dieser Loge gehört zum späteren Eigentümer, der Familie Hohenthal von Püchau. Die Loge gegenüber war Stadtrat und Amtsgericht vorbehalten.

Die im Altarraum aufgestellten Gedenksteine, steinerne Standbilder aus dem 17. und 18. Jh., erinnern an hier tätig gewesene und begrabene Pfarrer. Der dritte links ist der des Pfarrers Paul Zahn mit der Inschrift: "Dies ist die Gestalt, die Züge, die Paulus Odontius (lat. Zahn) hatte - der ein Prediger war, rühmlich durch Leiden bekannt." Er hält damit die Erinnerung an die Inquisition wach, der Zahn als evangelischer Pfarrer in der Steyermark Ende des 16. Jh. ausgeliefert war und an deren Folgen er nach kurzer Amtszeit hier gestorben ist. Weitere Gedenksteine erinnern an die Bürgermeister- und Gastwirtsfamilie Holzmüller. Gemälde, eines in der Taufkapelle, vier in den Seitenschiffen, sind Bildnisse von hiesigen Pfarrern in Lebensgröße aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Der romanische Taufstein im Nordeingang der Kirche erinnert an die Anfänge des Christentums in Oederan.

Silbermannorgel

Die Orgel ist ein Werk des berühmten sächsischen Orgelbaumeisters Silbermann. Gottfried Silbermann hatte das Werk 1725 bis 1727 mit 24 klingenden Stimmen, 300 Pfeifen, zwei Manualen und Pedal für 1000 Taler erbaut. Bei der Umgestaltung der Kirche 1891 wurde die Orgel ausgelagert und dabei festgestellt, daß das Gehäuse rettungslos wurmstichig sei. Deshalb steht Silbermanns Orgelwerk nicht mehr im originalen Gehäuse. Das eigentliche Orgelwerk ist erhalten geblieben und wurde 1993 von der Bautzener Orgelbaufirma EULE restauriert. 1968 fand eine Innenerneuerung der Kirche statt, bei der die Ausmalung von 1891 entfernt wurde. Nach restauratorischen Untersuchungen wurde der Kirchenraum in der Farbgebung des 15. Jahrhunderts ausgemalt. Eine umfassende Erneuerung in allen Details mit Hilfe öffentlicher und gesamtkirchlicher Mittel fand seit 1990 am Äußeren der Kirche statt.