Schäf-Orgel Kleinhartmannsdorf
Kirche / Standort der Orgel
Kirche Kleinhartmannsdorf / Westempore
Orgelbauer:
Guido Hermann Schäf (1840-1911)
Das Instrument:
Das Alter der Kirche in Kleinhartmannsdorf ist nicht genau bestimmbar. Der Chor mit dem polygonalen Abschluss und den kleinen Spitzbogenfenstern gehört stilistisch
ins 15. Jahrhundert, das Gemeindeschiff wurde vermutlich im frühen 18. Jahrhundert gebaut oder zumindest überformt. Da im Osterzgebirge auch die Dorfkirchen schon sehr früh mit Instrumenten ausgestattet wurden, dürfte die vorhandene
Orgel nicht die erste in dieser Kirche gewesen sein.
Für Guido Hermann Schäf war es allerdings der letzte Neubau, den er vollendete.
Schäf hatte bei Christian Friedrich Göthel in Borstendorf gelernt und sich 1870 zunächst in Grünhainichen selbständig gemacht, bevor er 1879 die Werkstatt nach Freiberg verlegte. Mit seinem Tod 1911 endete die Orgelbautradition in Freiberg, die 200 Jahre zuvor mit Gottfried Silbermann begonnen hatte. Die Pflege der Werke Silbermanns und anderer Barockmeister im Osterzgebirge war Schäfs Hauptgeschäft.
Bei umfangreicheren Reinigungen oder Reparaturen hinterließ er im Gehäuse seine Signatur: g-h-es-c-h-a-e-f als Töne auf einer Notenzeile. Wie schon sein Lehrmeister Göthel orientierte sich Schäf auch in seinem eigenen Schaffen an Bauweise und Klang der alten Instrumente, mit denen er ständig Umgang hatte. Von 1871 bis 1887 baute Schäf sechs Orgeln, von denen noch vier erhalten sind. Als um 1890 die größeren Firmen zum modernen System der pneumatischen Steuerung übergingen, mussten viele kleinere Werkstätten, die aus Überzeugung oder Gewohnheit an der mechanischen Bauweise festhielten, aufgeben oder sich wie Schäf auf Wartungsarbeiten verlegen.
Äußerlich erscheint die Kleinhartmannsdorfer Orgel durchaus modern in Formen der Neorenaissance. Die von Rundbögen überfangenen Pfeifen sind allerdings typisch sächsisch in drei Haupt- und zwei Zwischenfeldern angeordnet, was nicht zuletzt durch den traditionellen inneren Aufbau bedingt ist. Der geringe Tonumfang der Manuale bis d3 entspricht nicht mehr den Anforderungen der Zeit um 1890 und auch der klangliche Aufbau ist etwas antiquiert, aus heutiger Sicht jedoch erfreulich vielseitig. Das Hauptwerk bietet eine lückenlose Pyramide von kräftigen Registern in Prinzipalbauform vom 8‘ bis zur Mixtur, passend für die Musik aller Epochen. Mit Gedeckt 8‘ und Gamba 8‘ lässt sich die für romantische Orgelmusik unerlässliche Kombination aus Flöte und Streicher herstellen, die im Hinterwerk ein zartes Echo in Flöte 8‘ und Salicional 8‘ hat. Mit den beiden höheren Stimmen Rohrflöte 4‘ und Gemshorn 2‘ bewahrt das Hinterwerk jedoch auch den Charakter des barocken Positivs, das im Wechsel zum Hauptwerk gespielt werden kann.
Möglicherweise bewahrte ihre vielseitige Verwendbarkeit die Orgel vor größeren Eingriffen, 1986 wurde sie zuletzt überholt.
Disposition
Hauptwerk C-d3
Prinzipal 8‘
Gamba 8‘
Gedeckt 8‘
Oktave 4‘
Gemshorn 4’
Quinte 3’
Oktave 2’
Mixtur 3fach
Hinterwerk C-d3
Flöte 8‘
Salicional 8‘
Rohrflöte 4‘
Gemshorn 2’
Pedal C-d1
Subbass 16‘
Prinzipalbass 8’
Manualkoppel
Pedalkoppel